Cho Oyu, 8201m (Tibet/Nepal)

Teil 3: Basecamp - Tingri - Kathmandu

Praktisch jeder der Gruppe geht für sich und hängt seinen Gedanken nach. Es herrscht eine völlig andere Stimmung als auf dem Hinweg. Nicht besser oder schlechter, aber anders. Aus den Spekulationen sind Erlebnisse geworden. Es gibt viel zu verarbeiten. Am späten Nachmittag kommen wir nacheinander wieder beim Fahrerlager auf 4900m an. Vor vier Wochen sind wir von Tingri hier eingetroffen. Es scheint mir viel länger her. Der Cho Oyu ist wieder hinter den Hügeln aufgetaucht. Macht Spaß, ihn anzuschauen. Und irgendwie scheine ich erst jetzt richtig zu begreifen, dass ich wirklich und tatsächlich und unwiederlegbar auf diesem gewaltigen Berg, dem sechsthöchten Gipfel der Welt gestanden habe. Ich, der früher körperlich immer eher klein und schwach war, habe ohne Flaschensauerstoff einen Achttausender bestiegen. Sowas nennt man wohl Kompensation. Es kommt tatsächlich so etwas wie Euphorie auf - nicht zuletzt auch durch die Glückwünsche von wildfremden Bergsteigern mit denen wir im Fahrerlager auf den Transport nach Tingri warten und unsere Erlebnisse der vergangenen Tage austauschen. Mein regelwiedriges Verhalten beim Gipfelgang wird als nicht übermäßig schändlich empfunden, man bringt aber auch Verständnis für die Position des Veranstalters auf. Auch mir wird mit zunehmender Distanz vom Berg klar, dass ich mich da wirklich nicht korrekt verhalten habe. Ich gehe noch etwas im Lager spazieren. Ein Teil von mir möchte noch hierbleiben und einfach nur zu IHM raufschauen...