Ojos del Salado, 6893m (Argentinien/Chile)

12.12.: Die üblichen Nachtqualen. Es wird immer windiger. 20 vor 6 piept´s. Das ist ganz einfach zuviel Wind - MIST, MIST, MIST! Alles umsonst!? Muss wohl noch ´nen Tag hierbleiben, toll! Aber bei dem Sturm - keine Chance. Oder vielleicht doch? Vielleicht ist es ja wie am Sajama und der Sturm legt sich am Tag. Noch länger hier auf über 5700m rumhängen? Ich fürchte, dass es mental noch anstrengender wäre als körperlich. Dann lieber mit fliegenden Fahnen untergehen - ich glaube, ich riskier´s einfach. Sagt sich so leicht... Gut möglich, dass ich diese Entscheidung noch verfluchen werde - oder mich dazu beglückwünschen. Barfuß oder Lackschuh. Jedenfalls glaube ich nicht, dass ich nach einem gescheiterten Versuch heute noch die mentale Kraft aufbringen würde, es nochmal zu probieren. OK, genug geschwafelt. Anziehen, noch was trinken (kalt natürlich). Um 10 nach 7 geht es los. Zuerst rechts den gefrorenen Bach entlang und dann den Schuttriegel hoch bis unter das große Firnfeld. Es schlaucht ganz schön, aber ich bin froh, dass ich es wenigstens versuche. Der Wind ist so gerade eben noch auszuhalten und scheint tatsächlich etwas weniger zu werden. Also dieses Firnfeld (Gletscher?) ist mir zu steil - einmal Ausrutschen und das war´s. Selbst, wenn ich mir dabei "nur" nen Knöchel brechen würde. Mir ist schon klar, dass der Fehlerspielraum bei so einer "Free-Solo-Tour" sehr sehr klein ist. Es DARF einfach nix passieren, Punkt! Die Feuerzeug-Aktion war schon ziemlich an der Grenze des Erlaubten.