Argentinen: Puna de Atacama

Teil 2 (3.12. - 6.12.09): Las Grutas - Portazuelo de Incahuasi, 4902m - Portazuelo del Fraile, 5120m

So, da wären wir. Der Berg muss wohl nicht mehr vorgestellt werden. Für den Hinweg ohne Gepäck habe ich gut vier Stunden benötigt und jetzt für den Rückweg mit etwa 15kg nur ´ne halbe Stunde länger, tut also sich fast nix. Ich denke, die Strecke von Las Grutas bis hierher kenne ich jetzt in ausreichendem Maße. Mein Leben vor dieser Durchquerung hat sich ziemlich aus meinem Bewusstsein verflüchtigt, es geht fast nur noch um die vergangenen bzw. kommenden paar Tage. Dabei komme ich mir zunehmend vor wie im Käfig. Aber wenn ich noch auf den Ojos will (von anderen 6000ern ganz zu schweigen), dann muss ich dieses Gefühl aushalten. Bin mal wieder zu faul zum Kochen. Der linke große Zeh fühlt sich etwas taub an. Auweia, wahrscheinlich hab ich mir den leicht angefroren. Für diese Kombination aus Höhe und Sturm sind die Trekkingschuhe wohl doch nicht gemacht. Andererseits könnte ich die längeren Strecken auch nicht mit den Olympus Mons(-tern) gehen. Die sind nur für die Gipfeletappen. Naja, und außerdem hab ich natürlich längst nicht soviel getrunken, wie man in diesen Höhen trinken sollte. Draußen wird es immer stürmischer. Halb 10: Ich mache mir zunehmend Sorgen wegen des linken großen Zehs. Der rechte scheint auch etwas abbekommen zu haben. Besteht da schon Thrombosegefahr? Lieber noch ´nen Liter trinken. Ich nehme sogar die erste Diamox meines Lebens. Es stürmt immer weiter. Offenbar hat sich schon eine Zeltverankerung gelöst. Dann wird es wieder ruhiger, aber für wie lange? Vielleicht war diese ganze Aktion einfach eine Schnapsidee - aber nun stecke in diesem Schlamassel drin und komme leider auch nicht so schnell wieder raus. BAMM! Es haut mir die Zeltwand vor die Nase und gleich darauf nochmal. Verdammte Sch... ! Die Verankerungen lockern sich offenbar immer weiter. Es nützt nix - in einer der Kampfpausen robbe ich auf Socken raus und befestige drei Verankerungen neu. Wer weiß, wie lange das hält... Und der große Zeh wird nicht besser. Gefangen im Puna-Käfig! Kurz vor Mitternacht: Die Zeltaktion vorhin scheint nicht viel gebracht zu haben. Die Sturmböen kommen jetzt auch aus verschiedenen Richtungen, teilweise ohne jede Vorwarnung. Wieviele Nächte dieser Art werde ich noch ertragen können, das Maß ist eigentlich schon voll. Ja, ich weiß, das ist der Preis, der für das Erleben dieser einmaligen Landschaft bezahlt werden muss, aber der wird mir langsam aber sicher zu hoch...