Cho Oyu, 8201m (Tibet/Nepal)

Teil 2: Basecamp - Akklimatisation - Gipfelgang - Basecamp

Die letzten Meter. Schleich, schleich! Dann um 13h10 am Fahnengipfel! Wenig andere Gipfel zu sehen. Fast wie auf dem Huascaran vor vier Jahren. Oh, Mist! Da hinten rechts ist noch eine höhere Schneedüne! Nur ein paar Meter höher, aber eben eindeutig höher als mein „Fahnengipfel“! Mist, Mist, Mist! Da führt auch gar keine Spur hin. Weil es seit Tagen nicht geschneit hat, war demnach auch seit Tagen keiner dort oben, also auch keiner von unserer Gruppe. Muss ich da wirklich noch rübergehen? Es bleibt wohl keine Wahl, ich kenne mich ja. Diese paar Meter würden mich Jahrelang verfolgen und immer wenn mich jemand fragt, ob ich auf dem Cho Oyu gestanden habe, würde ich antworten: „Nein, nicht ganz!“ Verdammter Purismus! Auf jeden Fall muss ich danach zügig bergab. Tja, die monatelangen Vorbereitungen, das viele Geld – alles hierfür. Mal sehen, was die anderen unten sagen. Leichter Husten. Das wird wohl mein höchster Tag bleiben. Also gut, ich gehe noch die blöde Schneedüne an! Natürlich tiefer Schnee, fast knietief. Aber das muss heute geklärt werden. Die Wolken bleiben. Weit und breit kein Mensch. Es zieht sich noch superfies, obwohl es wohl nur 50m sind. Ganz langsam kommt die Kuppe näher. Dass ich hier als untrainierter Flachländer mutterseelenallein auf einem Achttausender herumstapfe, wird mir gar nicht so richtig bewusst. Verbissen kämpfe ich mich weiter. Gleich ist es geschafft! Um 13h59 bin ich am höchsten Punkt – auf 8201m! Auf dem Boden liegen ein paar eingeschneite Gebetsfahnen, es ist also keine temporäre Schneewehe. Nach einer Minute kehre ich wieder um. Keine Zeit für Triumphe. Zwanzig Minuten später bin ich wieder bei den Fahnen. So, wenn ich beim Abstieg keinen Mist baue, kann hinter den Cho Oyu ein Häkchen gemacht werden – eine gewisse Genugtuung ist da, der Sturschädel hat seinen Willen bekommen!